KG-Nr. 14106
2,04 km²
Bergern

Das Umformerwerk in Bergern
Eines von fünf Umformerwerken Österreichs befindet sich in der Flur Aufeld, welches von 1979 bis 1983 errichtet wurde. Der Standort ist durch die Lage des Umspannwerkes Bergern mit Einspeisung durch das Donaukraftwerk Melk und die Versorgungsmöglichkeit der Westbahn begründet. Es sind zwei Umformersätze mit je 30 MW/40 MVA installiert. Jedem Maschinensatz ist ein 50 Hz- und ein 16 2/3 Hz-Blockumspanner zugeordnet. Für die Versorgung der Westbahn ist ein Unterwerk, mit zwei 16 2/3 Hz-Umspanner und zugehöriger 15 KV-Schaltanlage, integriert.
Das in der KG Bergern-Maierhöfen (Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf) befindliche Umformerwerk Bergern ist eines von fünf Werken in Österreich!

Die gemeinsame 110 KV-Schaltanlage
Die Bedarfsabdeckung des 16 2/3 Hz-Traktionstromes bei den ÖBB erfolgt durch bahneigene Kraftwerke und 5 bahnfremde Kraftwerke sowie durch fünf Umformerwerke. 1983 wurden bereits 1.492 GWh an Strom benötigt, in Zahlen ausgedrückt: 1.492,000.000 KW! Davon stammen (derzeit) 31% aus eigenen Kraftwerken, 20% aus bahnfremden Kraftwerken und 49% von der Verbundgesellschaft (über Umformerwerke). 2003 wurden 2.018 GWh an Strom erzeugt!


Der Weiler Maierhöfen (links im Bild Ruine Weitenegg) mit der Filialkirche (links im Bild das Stift Melk)
Die Filialkirche zum „Hl. Nikolaus“ in dem Weiler Maierhöfen befand sich ursprünglich viel näher zur Donau gelegen, die durch Anlandungen und Regulierung heute schon etliches entfernt von der „Schifferkirche“ sich befindet.
Maierhöfen kommt unter dem Namen Marchoven schon im Melker Urbar von 1314 vor.
Grundherrschaft und Ortsobrigkeit befand sich bei der Melker Stiftsherrschaft.
Seit urlanger Zeit sind in diesem Weiler immer nur vier (!) Bauernhöfe gestanden und bewirtschaftet worden.
Der erste Landesausbau, den wir in die Karolingerzeit verlegen, erfolgte in Form von kleinen Weilern und von Einzelhöfen. Die Weiler bestehen auffallend oft aus vier annähernd gleich großen Bauernwirtschaften, eine Eigenheit, die bis in die Gegend von St. Pölten reicht; die Grundstücke sind meist blockförmig, ihre Grundobrigkeit ist vorwiegend in der gleichen Hand. (Seite 98)
Der Gedenkstein „Februar 45“, welcher im Herbst 2001 aufgestellt wurde, soll an eine nicht gerade ruhmreiche Zeit erinnern!
Ein symbolhafter Stein: Das an der B 1 befindliche, gegenüber der Einfahrt in die B 215 (in das Melktal), zur KG Bergern-Maierhöfen gehörende Flurdenkmal, trifft mit seinen Symbolen „den Nagel auf den Kopf“. Die glatten Stellen sind stellvertretend für die schönen Tage der hier um das Leben gekommenen, raue Stellen bedeuten schon den Alltag; die Bruchstellen sollen Zeugnis ablegen, dass hier Menschen wie du und ich an der damaligen Zeit zerbrochen sind und die Bohrlöcher stehen für die Einschusslöcher. Die Spitze vom dreieckförmigen Stein stellt den Todestag für viele KZ-Häftlinge, aber auch NS-Soldaten – den 19. Februar (*) 1945 symbolisch dar.
Dieser Gedenkstein soll Zeugnis ablegen und mahnen!!
Was waren die Ursachen, die schließlich und endlich zum Auslöser der bis dato an Menschen und Material vernichtensten Schlacht aller Zeiten – den Zweiten Weltkrieg führten?
Die schlechte wirtschaftliche Lage der 30er Jahre; hohe Arbeitslosigkeit und das Versagen in der Politik! Wenn es den damaligen Menschen gut gegangen wäre, würde niemals dieses sinnlose Gemetzel stattgefunden haben! Schon vor dem Einmarsch 1938 setzte z.B. die Firma Hitiag (Neudagarn) mindestens 3000 (!) Menschen auf die Straße. Diese hatten weder eine Chance auf neue Arbeit, bzw. waren „Ausgesteuert“; also sie bekamen für „danach“ kein Geld. In manchen Tagen kamen laut Hrn. Erwin Schmid aus Bergern (KG Bergern-Maierhöfen), 30 bis 40 „Bettler“ in die Häuser. Die Not war also riesengroß, daher konnte es zu einem Einmarsch durch die deutsche Wehrmacht kommen. Mit dem Anschluss an das Großdeutsche Reich musste die Bevölkerung alles „auskosten“ bis zum „bitteren Ende“! Selbst in den zehn Jahren wurde durch die russische Besatzungsmacht den Menschen – auch hier – so manches Leid zugefügt.

Mahnmal der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) auf Briefmarkenausgabe 1978
In Wahrheit aber befanden sich zahlreiche politische, slowakische KZ-Häftlinge, begleitet von SS-Bewachungspersonal auf dem Wege nach Mauthausen in die aus Autobussen und Lastkraftwagen bestehenden Kolonne.
Laut Herrn Schmid, als damaliger „Beobachter“, drehten diese zwei Flugzeuge in Richtung Hiesberg ab um in die ins Stocken geratene Fahrzeugkolonne abermals hineinschießen zu können. Nach mehrmaligen Anflügen und „abschießen wie die Hasen“, drehten dann die zwei Maschinen ab und ließen ein Chaos zurück!


Eine P-38 Lightning (Jabo) auf einer Marke der Vereinigten Staaten, bzw. Aufdruck auf der Rückseite der Briefmarke
Flüchtende erschoß „einfach“ das Bewachungspersonal. Wie viele der Häftlinge vom Bewachungspersonal erschossen wurden bzw. wie viele Soldaten selbst durch diesen überraschenden Angriff ums Leben gekommen sind, wussten die Menschen der Umgebung auch nicht – es konnten nur Vermutungen angestellt werden daher sind Zahlen, die in diversen Schriften angegeben werden nur „Schätzungen“!
Die Toten brachte man zur Verbrennung in das Krematorium nach Melk (es ist bis heute als Mahnmal erhalten!) und die Überlebenden wurden nach Mauthausen – zu ihrem „Endziel“ gebracht!

Die ehemalige Verfeuerungsstätte (KZ-Krematorium), wo man die Toten verbrannte
Wie viele dieser hier dem Massaker Überlebenden konnten am Ende des Krieges aus dem KZ in Mauthausen von den amerikanischen Soldaten gerettet werden? Vermutlich sehr wenige!
(°) Der ehemalige Melker Heimatforscher Inspektor Franz Hutter berichtete von „nur“ etwa 50 Toten (lt. Schmid waren die Felder „übersät“ mit Leichen) und schrieb u.a. „God save the King“ (Gott schütze den König). Georg der VI. war zur damaligen Zeit auf dem englischen Thron (da es amerikanische Flugzeuge waren, trifft dieser Spruch daher nicht zu!).
Konzentrationslager (abgekürzt KL, aber vor allem KZ) bestanden bereits 1933 (!) bis 1945 und waren Arbeits- sowie Vernichtungslager für Juden und dem Nationalsozialismus missliebige Personen!
Der Fliegerangriff vom 21. Februar 1945 wie im Buch: „Melk 1938
–1945 Nationalsozialismus in einer Kleinstadt“, Seite 46, fand durch 16 amerikanische Mustangs statt, dem auch slowakische KZ-Häftlinge zum Opfer gefallen sind (befand sich damals ein zweiter Häftlindstransport nach Mauthausen statt?)! Die Aufstellung des Gedenksteines wurden seitens der Straßenmeisterei Melk durch den Stellvertreter Herrn Christian Koch im Spätsommer 2001 mündlich genehmigt (eine schriftliche Nachgenehmigung für eine eventuelle Segnung erfolgte am 27. September 2002) – ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle!
Eine kleine Erinnerungstafel, welche am Gedenkstein „Februar 45“ angebracht wurde, erinnert an zwei hier im Kreuzungsbereich tödlich verlaufene Verkehrsunfälle.
Franz Egger aus Zelking wurde 1961 und Valeria Warchol (Matzleinsdorf), Schwester des inzwischen verstorbenen „Altpriesters“ KR Edmund Warchol 1985 hier Opfer eines Verkehrsunfalls.
Aufgestellt wurde der Gedenkstein Ende Oktober und eine Bepflanzung mit den zwei Eiben erfolgte Mitte November 2001.
Einen besonderen Dank für diese mündliche Überlieferung – wenn es auch ein nicht gerade geschichtlich ruhmreiches Ereignis in unserem Gemeindegebiet war – an Herrn Erwin Schmid aus Bergern!
Im Februar 1945 gab es im KZ Melk drei Zugänge, 266 Rückstellungen, zwei Geflüchtete und 787 Verstorbene, Verunglückte, Erschossene oder als Erschlagene eingetragen. Die Zahl 266 bei den Rückstellungen könnten auch die am 19. Februar (und eventuell die am 21. 2.?) nicht ums Leben gekommenen Häftlinge beinhalten!
Die Lightning („Blitz“) wurde von den deutschen Soldaten als: „Der Gabel-geschwänzte-Teufel“ bezeichnet.)
Dieser Bericht wurde an den Verein öfh in Wien gesandt, und im Informationsblatt: öfh nachrichten informationsblatt der österreichischen flugzeug historiker 4/05, Seite 32/33 anstatt englische auf amerikanische (Flugzeuge) richtiggestellt, bzw. mit dem Zusatz „Jabo’s“ auf Lightning-Jabo’s abgeändert – vielen Dank dafür!
(°) Inspektor Franz Hutter Melk, hat vermutlich in Unkenntnis der Flugzeugtypen, diese als englische eingestuft – trotz alledem, ein sehr wertvoller Beitrag zur Gemeindechronik der Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf.
Hatte bis gut ein Jahr vor der Aufstellung keine Ahnung vom damaligen Ereignis und da ich eine Flurdenkmalbeschreibung schon damals begonnen hatte, suchte ich einen „passenden“ Stein und wurde per Zufall fündig. Dieser, mit seiner, oben angeführter Symbolik, trifft den „berühmten Nagel auf den Kopf“. Habe bis heute auch keinen nur annähernd ähnlich aussehenden Stein gefunden, da dieser ein Abfallprodukt war und daher weggeschmissen werden sollte!
Die (von mir bezahlte) Inschrift (ebenso zwei Eiben wurden käuflich erstanden) wurde durch die Steinmetzfirma Ewald Kastner in Melk bewerkstelligt.
KG-Nr. 14112
1,70 km²
Die Bezeichnung Frainingau, bezieht sich nur auf die Katastralgemeindebeschreibung; hingen wird in der Ortsbeschreibung immer Freiningau geschrieben!
Dieses landwirtschaftlich geprägte Dorf gehört zur Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf, mit der Pfarre aber nach Melk. Die Ortschaft nordwestlich von Winden wird schon 1160 im ältesten Urbar des Stiftes Freising erwähnt und bis 1848 war Zelking zuständiges Landgericht und Stift Melk hatte die Ortsobrigkeit inne. Die Herrschaften Schönbühel, Zelking, Schallaburg, Zwerbach, Melk und das Domkapitel zu Freising sowie dessen Spital in Ulmerfeld waren hier Grundherren. Im 15. Jh. hatte hier der deutsche Orden Besitz, der später in die Hände des berüchtigten Jörg Scheck vom Wald (von der Burg Aggstein) kam. In den Jahren 1651 und 1808 brannte fast der ganze Ort ab (laut Buch: „MELK“ von Franz Würml).

Die Rückseite vom Pumpwerk

Vorderseite des Pumpwerkes
Diese 20 Mill. Schilling (mehr als € 1,34 Mill.) teure Anlage sollte noch nie benutzt worden sein und langsam so vor sich hinrosten!
Gemeindekurier Ausgabe Juli 2007, Seite 5: Pumpwerk Freiningau
(und die Grundholden von Bergern, Maierhöfen und Freiningau)

(Ansichtskarte vom Kunstverlag Hofstetter, 4910 Ried im Innkreis)
Unter anderem gehört auch dieser Altar zu den Zimelien (Zimelie die; lat., = Kleinod) mittelalterlicher Kunst in Österreich! Der Altar besteht (wie alle gotischen Altäre) aus dem Unterbau, Predella genannt, dem Hauptschrein mit den Schreinfiguren und bekrönendem Gesprenge und den beiden Altarflügeln.
Christoph II. von Zelking schuf mit seinem am 28. Oktober 1490 errichteten Testament die materielle Grundlage für den gotischen Schnitzaltar in Kefermarkt (ca. 100 km von Zelking entfernt, 10 km südlich von Freistadt in OÖ gelegen).
Es waren die im heutigen Gemeindegebiet von Zelking-Matzleinsdorf befindlichen Grundholden (dem Grundherrn verpflichtete Untertanen, Inhaber einer grundherrschaftlichen Realität) aus Bergern, Maierhöfen und Freiningau. Der dem Grundherrn zustehende Erlös ihrer Hände Arbeit wurde vom Grundherren allein der Errichtung des Kefermarkter Altars über den Verwalter Matthias Kienast zugedacht. Nach der Fertigstellung des Retabels (Altaraufsatz in Form einer gemalten oder geschnitzten Bilderwand) soll der Ertrag aus Wein- und Getreidezehent wieder dem Gutsbetrieb zufließen. Christoph II. von Zelking erlebte die Vollendung seines Altares nicht mehr, denn er verstarb schon am 2. August 1491 (aber er verfügte über die Bereitstellung von Geldmitteln bis 1497!).
Unter anderem gehört auch dieser Altar zu den Zimelien (die Zimelie; lat., Kleinod) mittelalterlicher Kunst in Österreich! Der Altar besteht (wie alle gotischen Altäre) aus dem Unterbau, Predella genannt, dem Hauptschrein mit den Schreinfiguren und bekrönendem Gesprenge (turmartiger, aus verschiedenen feingliedrigen Architekturteilen zusammengesetzter Aufbau auf spätgotischen Flügelaltären) und den beiden Altarflügeln. Zwei Schreinwächter können verschiedenen Orts angebracht sein. In Kefermarkt stehen sie auf zwei Konsolen, links der Hl. Georg und rechts der Hl. Florian.
Entnahme (Maschinenschriftmanuskript) von einer Beschreibung des inzwischen verstorbenen Insp. Franz Hutter, Melk (mit Ergänzungen durch Fr. Dipl.-Ing. Dr. Edith Frimmel, Kefermarkt).
Spätherbstwind hat sich aufgemacht und durchstreicht das gehügelte Waldland, das sich nordwärts der Donau gegen Böhmen hin abstuft. Laut singend wandert er über die Höhen hin und streift im Wandern das rotbraune Laub von den Ästen der Buchen, greift in die welkenden Kronen der Linden und holt sich das letzte Gold von den Wipfeln der Birken. Von einem Erkerfenster des Schlosses Weinberg, hoch überm Tal der Feldaist, sinnt Christoph von Zelking – so nennt sich der Schlossherr nach dem Stammsitz seines Geschlechtes, der Burg Zelking bei Melk – in das bunte Blättertreiben hinaus, während sein Diener die rote Lohe des Kamins mit neuen Buchenscheitern nährt. Denn es ist kalt geworden auf Schloß Weinberg. Eine Ahnung durchfröstelt den alternden Freiherrn, den mächtigen Hauptmann des Machlandviertel und getreuen Pfleger der Grenzfeste Freistadt, eine Ahnung, die fast ein geheimes Wissen ist. Übers Jahr, wenn sich wieder die Blätter der Bäume im Schlosspark verfärben und wieder aus den Wipfeln Niederwehen werden, wird sein welkes Gebein schon längst dort unten in der dämmernden Halle der Marktkirche ruhen, die mit dem Zeltdach ihres Turmes zum Schlosse heraufgrüßt.
Es ist die Sankt Wolfgangskirche zu Kefermarkt, des Zelkingers Lieblingswerk. Vor zwanzig Jahren hat er sie gestiftet, damit der Ort ein Gotteshaus habe und dem Land eine neue Wallfahrt werde. Er hat sie wachsen sehen in schweren Zeiten, er hat ihre Weihe erlebt und ihre Erhebung zur Pfarrkirche. Zwei Tage hat das große Fest der Weihe gedauert und auch damals hat Spätherbstwind übers Land geweht. Christoph von Zelking weiß es noch heute, denn seine treue Erinnerung malt ihm ganz deutlich den Augenblick vor, da Albert von Passau mit großem Gefolge über den Kirchenplatz schreitet, während ein herbstrotes Blatt, vom Wind hergeweht, an die Infel des Bischofs rührt … Und vor Kaiser Friedrich, dem dritten des Namens, sieht sich der Zelkinger stehen, seinem hohen Lehensherrn für das helfende Machtwort dankend, das dem Wolfgangheiligtum unterm Schloß Weinberg den Rang einer Pfarrkirche schenkt.
Nur der neue Hochaltar ist noch nicht fertig und wird es noch lange nicht sein, denkt Christoph von Zelking besorgt. Zwar ist der Schrein schon gezimmert und Laubwerk rankt sich schon um die Nischen und beginnt sich darüber zu Baldachinen zu wölben. Aber die Nischen stehen leer und werden noch lange warten müssen auf den Einzug der Heiligen, denen sie dienen wollen als festliche Wohnung. Denn die Heiligen träumen noch tief im Lindenholz: Wolfgang, der Einsiedler-Bischof und Schutzpatron dieser Kirche, Petrus, der Fürst der Apostel und Hüter des himmlischen Schlüssels. Christophorus, der Fährknecht und Träger der Liebe durch die Fährden der Weltflut. Auch fehlen dem Schrein noch die Flügel, die sich aufschlagen werden wie die Blätter eines alten heiligen Buches, um dem Volk zu erzählen vom Besuch des himmlischen Boten im Kämmerlein der reinen Magd, von den Hirten auf dem Felde, die den Gloriaruf des Engels lauschen, und von den reichen Königen, die im Stall der Armut knieen werden. Ja, ein Kunstwerk zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Menschen soll dieser Flügelaltar werden, nicht weniger erhaben als des Michael Pachers Altarwerk in der Kirche zu Sankt Wolfgang im Gebirge drinnen, am grünen Abersee, über dessen Spiegel Tag für Tag die Fahnen der Pilgerschiffe wehen und die Klänge der Wallfahrerweisen tönen.
Der Gedanke an den werdenden Hochaltar hat den Herrn des Schlosses Weinberg noch nie so tief bewegt. Entschlossen wendet er sich ab vom Fenster und befiehlt dem Diener, ihm Pergament zu richten und den besten Kiel zu schneiden. Denn der Hochaltar darf kein Bruchstück bleiben. Der Meister und seine Gesellen werden noch Jahre brauchen, bis das Werk vollendet sein wird. So muß noch über des Stifters Leben hinaus das Entgelt für die Arbeit durch ein Vermächtnis gesichert sein.
Und so schreibt Christoph von Zelking an seinem Testament (*). Er schreibt bis tief in die Nacht hinein, denn außer dem himmlischen Ding des Altarbaus sind auch noch viele irdische Dinge zu ordnen. Bis endlich die welke Hand müde ausruht, nachdem sie an den Rand des Pergaments die Worte gesetzt: „Dieser Brief ist geben am Mittwochabend, dem 28. Tage Octobris, nach Christi unsers lieben Herrn Geburt vierzehnhundert und in dem neunzigsten Jahre.“
Noch einen Sommer sieht der edle Herr ins Land einziehen, doch da durchs spätgereife Korn die Sicheln rauschen, muß sich dem Schnitter Tod das Tor des Schlosses öffnen. Und in ein Hochgrab auf dem Chor der Kefermarkter Kirche geht ein, was sterblich war an Christoph von Zelking.
Und immer wieder rauschen Frühlingsregen auf das Kirchendach, zucken Sommerblitze um den Turm, immer wieder fallen Blätter auf die Stufen vor den Tor, weben Millionen weißer Flocken dem Gotteshaus ein Adventgewand. Doch einmal kommt der Tag, und kommt die Nacht, da sich der Traum erfüllt, den Christoph einst geträumt. Es ist die heilige Nacht, in der die Weihnachtsmesse zum erstenmal vor dem vollendeten Hochaltar gefeiert wird. Und da der Priester die Botschaft liest von der Geburt des Herrn, schlagen sich die Flügel des Schreines auseinander und in der Pracht ihrer faltigen Gewänder schreiten aus des Schreines Nischen die riesigen Gestalten der drei Heiligen auf die staunende Gemeinde zu. So wenigstens scheint es für den ersten Augenblick den Gläubigen, die sich hoch erheben aus den Betbänken, wie aufgerufen von der heiligen Gewalt des Lebens, die der große Meister aus dem Lindenholz beschworen hat. Denn hier spricht Einer aus den Geheimnistiefen einer Seele, die des Volkes Seele ist. Der Bischof, der Apostel und der Fährknecht, der das Gotteskindlein durch die Wasserfluten trägt, schauen sie nicht mit vertrauten Zügen auf die Menschen dieses Landes her, ist es nicht, als werfe sich der Wind, der durch die heimatlichen Wälder weht, in die Falten der Mäntel? Und Maria im Weihnachtsbild der Flügeltafel, auch sie hat ihre Heimat in diesem schönen Land. Bräutliche Innigkeit und Tiefe mütterlicher Hingabe weben am Liebfrauenzauber dieses verklärten Angesichtes, dieser holdseligen Gestalt. Das ist die Muttergottes des Volksgemütes, das ist die liebe Frau, die man, wenn die Gedanken von ihr träumen, durch den verschneiten Wald der Christnacht wandern sehen kann.
Das Ite der Messe ist verklungen, aber noch verlassen die Andächtigen die Kirche nicht, sie drängen sich zum Hochaltar, um den Heiligengestalten ganz nah zu sein. „Bloßfüßig geht der heilige Petrus in seinem herrlichen Gewand“, flüstert einer seinem Nachbarn zu. „Damit man weiß“, gibt er zurück, „daß es ein armer Fischer war, den Gott erhört hat. Sieh den großmächtigen Schlüssel zum Himmelreich, den Petrus in der Hand hält: den hat Gott gegeben.“ – „Und das Buch in seiner anderen Hand, hat er das auch von Gott?“ – „Ein heiliges Buch wird es wohl sein, er hat darin gelesen und nun denkt er über die Worte nach, die drinnen stehen. Es müssen schwere, geheimnisreiche Worte sein, denn er blickt so ernst und angestrengt.“
Und andere Leute stehen vor Sankt Wolfgangs Standbild und ihre Augen weiden sich an dieser hoheitsvollen, vom Prunkgewand der Bischofswürde feierlich umflossenen Gestalt und durch ihre Herzen strömt ein Wohlgefallen an dem stillen Glanz der Harmonie, die das weiße Angesicht des Heiligen verklärt. „So warm wird mir ums Herz“, murmelt ein armes, altes Mütterlein; „ich glaube fast, es schaut der liebe Himmelvater selbst auf mich herab, so viel Güte liegt in diesen Augen, mit so viel Liebe sagen sie: Komm in meinem Frieden!“
„Hart wird’s dem armen Mann, das himmlische Kind ans Ufere zu tragen“, so spricht, der auf Christophorus zeigend, ein Alter, ein Wissender zu Jüngeren, die ihn umstehen; „seht doch nur hin, wie schwer er sich stützt auf den knorrigen Baumstamm!“ – „Es muß ein reißendes Wasser sein, das er durchwatet. “Man könnte schier meinen, daß es die Aist unter Pregarten ist, dort, wo sie strudelt und braust durch die felsige Klamm. Stellt euch nur vor, ihr müßtet dort übers Wasser, noch dazu mit einer Last auf der Schulter!“ –
In so inniges Reden, das wie Musik aus den Tiefen der Herzen strömt, klingt die Weihnachtsmesse in der Kirche zu Kefermarkt aus. Und immer wieder kommen Leute von nah und fern, Messegänger und Wallfahrervolk, zu den Heiligen des gotischen Schreins, um mit ihnen Zwiesprache zu halten. Und in den Stunden, da es ganz still in der Kirche ist, da mag es wohl sein, daß ein einsamer Pilger, einer, der nach den Sinn aller Mühsal sucht, vor Christophorus steht und ihn als einen lieben Bruder erkennt, zu dem er aufzureden beginnt: „Der du dich müd gewandert hast, umpeitscht vom Sturm, bedroht von wilden Wassern, der du keuchest unter wachsender Beschwerde und dennoch aufrecht bleibst, so gläubig glüht dein Wille: O lieber Bruder mit dem leidgehämmerten Gesicht, aus dem geheim ein Glanz vom Opferfeuer deines Herzens flammt, gib deine weltenschwere Last von deiner Schulter auf die meine, denn sieh, ich will dir helfen, die Liebe hochzuhalten, daß sie in der Flut der Welt nicht untergehe!“ –
Eines Tages aber, als die Sonne durch ein Farbfenster ins Dämmerdunkel der Kirche blickt, findet sie die Heiligen des Flügelaltars ganz vereinsamt. Unheimlich still ist es um sie geworden. Verstummt sind die Glocken im Turm, kein Orgelklang rauscht durch den Raum, es tönt kein Predigtwort auf und kein Meßlied. Denn der Glaubenskrieg ist entbrannt und der Weinberger Schlossherr Wolfgang Wilhelm von Zelking, der Enkel Christophs, hat die Sperre der Kirche befohlen.
Als aber dann mit der Gegenreformation der Siegeszug der barocken Kunst auch das Land im Norden der Donau erreicht, verlernt das Volk die Sprache zu verstehen, die der Meister des Kefermarkter Altares spricht. Und wie als Sinnbild des Vergessens baut sich vor dem Schrein eine schwarze Bretterwand auf, hinter der unbeachtet die großen Heiligen trauern und mit ihnen die kleinen Engel, die der Meister als himmlische Musikanten ins geschnitzte Laubwerk des Schreins gesetzt hat. Doch jetzt ist ihnen die Lust zum Musizieren vergangen. Verloren sind Flöte und Hirtenpfeife, zerbrochen Laute und Harfe. Hat diesen kleinen Engeln der Schmerz, daß ihr Schöpfer verkannt, daß sein Werk geschändet ist, die Instrumente des Lobgesanges zerschlagen?
Aber sieh, hier fehlt eine der zarten Hände, die um entglittenes Saitenspiel trauern, ein Finger und dort ist einem der geflügelten Flötenbläser die Lippe zersprungen. Sie sind also krank, die himmlischen Spieler, heimgesucht vom nagenden Leiden? Ja, sie und alle ihre Gefährten, alle die kleinen und großen Geschöpfe des Meisters sind von einer furchtbaren Seuche befallen. Winzige Tiere haben sich in ihre Leiber gebohrt und bedrohen sie tödlich.
Aber harret aus, ihr Gepeinigten, grausam Geprüften, noch ist Hoffnung kein Wahn. Harret aus, die Stunde der Rettung ist nah! Schon rollt ein Wagen herab ins Aisttal, man sieht ihn nur nicht, weil noch Hügel davor sind, aber er rollt euch entgegen, er kommt näher und näher und schon ziehen ihn die Pferde den Berg hinan, auf dem eure heilige Wohnung steht. Und jetzt hält der Wagen, den des Kaisers Statthalter schickt, vor dem Pfarrhof und drei Männer steigen aus dem Gefährt, die aus Linz zu euch kommen. Der Pfarrer, dessen Herz für euch schlägt, mit euch leidet, begrüßt jetzt die Männer und geleitet sie jetzt in die Kirche. Und nun ruhen Kennerblicke auf euch und Blicke der Liebe. Es ruhen Adalbert Stifters Augen auf euch und verheißen Heilung. Harret aus, ihr seid nicht verloren: der gute Geist des Landes, das eure Heimat ist, nimmt euch in Schutz und Pflege. Aber nach einem halben Jahrhundert sitzt der Todfeind wieder im Holz. Immer wieder versucht man, ihn zu vertreiben, doch furchtbar ist die Zähigkeit seines Lebens. Da wird noch einmal – man schreibt den 4. November 1929 – die Speere der Kirche befohlen. Blausäure überrascht den Holzwurm in seinen verborgenen Gängen und triumphiert über den Erbfeind des Schnitzaltars.
Kefermarkt ist wieder Wallfahrt, Ziel vieler Pilger, die Zwiesprache halten mit den Heiligen des Wunderschreins. Der Meister aber lebt im Geheimnis, ein großer Unbekannter, ein Namenloser. Kein Raten und Raunen, kein Fragen und Forschen haben noch die Wolke gelüftet, in der er sich hüllt.
Entnommen aus: Drei-Königs-Bote, Kalender für die österreichischen Wallfahrer und Wallfahrtsorte. 2. Jahrgang, 1948, Seite 70
–74 (**) Christoph II. von Zelking schuf mit seinem am 28. Oktober 1490 errichteten Testament die materielle Grundlage für den gotischen Schnitzaltar in Kefermarkt (ca. 100 km von Zelking entfernt, 10 km südlich von Freistadt in OÖ gelegen).
(*) Die betreffende Textstelle im Testament den Altar betreffend lautet in Hochdeutsch: Ich schaff und will auch, daß auf acht Jahre 32 Pfund Pfennig (7.680 Silbermünzen!) von dem Wein und Getreidezehent, so ich von Herrn Wenusch von Ebersdorf erkauft habe, der freies Eigen und gelegen ist bei Melk, auf den Dörfern Maierhöfen, Bergern und Freiningau, mit ihrem Zugehör, da soll mein Diener Matthias Kienast von aller Fechsung Gewalt haben, jährlich Wein und Getreide so viel zu verkaufen, damit er die bemelten (wie schon genannten) 32 Pfund Pfennig zur Aufrichtung der Tafel zu Sankt Wolfgang zu Kefermarkt zu malen und zu vergolden brauchen möge.
Es waren die im heutigen Gemeindegebiet von Zelking-Matzleinsdorf befindlichen Grundholden (dem Grundherrn verpflichtete Untertanen, Inhaber einer grundherrschaftlichen Realität) aus Bergern, Maierhöfen und Freiningau. Der dem Grundherrn zustehende Erlös ihrer Hände Arbeit wurde vom Grundherrn allein der Errichtung des Kefermarkter Altars über den Verwalter Matthias Kienast zugedacht. Nach der Fertigstellung des Retabels (Altaraufsatz in Form einer gemalten oder geschnitzten Bilderwand) soll der Ertrag aus Wein- und Getreidezehent wieder dem Gutsbetrieb zufließen.
Christoph II. von Zelking erlebte die Vollendung seines Altares nicht mehr, denn er verstarb schon am 2. August 1491 (aber er verfügte über die Bereitstellung von Geldmitteln bis 1497).
(**) Maschinenschriftmanuskript von einer Beschreibung des inzwischen verstorbenen Insp. Franz Hutter Melk (mit Ergänzungen durch Fr. Dipl.-Ing. Dr. Edith Frimmel Kefermarkt).


„Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Post AG“
Beide Abbildungen entstammen dem Kefermarkter Schnitzaltar
Das „Weiße Gold“, wie das Wasser auch genannt wird, setzt in Form von Strom, der durch Kraftwerke erzeugt wird, diese in Energie um.
Der Niederösterreichische Landtag beschloss das „Gesetz vom 14. Dezember 1907, wirksam für das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, betreffend der Errichtung eines Landes-Elektrizitätswerkes zum Zweck des elektrischen Betriebs auf der Niederösterreichisch-steirischen Alpenbahn“, das die Gründung der Niederösterreichischen Landes-Elektrizitätswerke (NÖLEW) zur Folge hatte.
Am 16. Mai 1922 erfolgte die Gründung der Niederösterreichischen Elektrizitätswirtschaft – Aktiengesellschaft (NEWAG). Bereits am 17. Mai erfolgte die konstituierende Generalversammlung. Die NEWAG übernahm rückwirkend mit 1. Jänner 1922 die Geschäfte der NÖLEW. Gründer der NEWAG waren im Sinne von Artikel 10 des „Trennungsgesetzes“ vom 29. Dezember 1921 die Bundesländer Wien und Niederösterreich, die ihren gesamten Besitz an der NÖLEW lastenfrei einbrachten.
Um 1927 ersetzte der flinke Elektromotor als Antriebskraft den altväterlichen viehbetriebenen Göpel und die Dreschmaschine löste den händischen Tennendrusch ab.
Als Folge des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich wurde die NEWAG in „Gauwerke Niederdonau Aktiengesellschaft“ umbenannt und ihr offizieller Sitz wurde von Wien nach St. Pölten verlegt. Das Jahr 1938 hatte auch die Eingliederung der österreichischen Elektrizitätsversorgung in jene des damaligen Deutschen Reiches gebracht.
Der damalige Gauleiter und Reichsstatthalter von Niederdonau, gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gauwerke Niederdonau, Dr. Hugo Jury, sprach in der Hauptversammlung vom 1. Juni 1939 von „einheitlicher Zusammenfassung aller Werke und Verteilungsgesellschaften zu einem großen Unternehmen“.
Die Strompreispolitik im Dritten Reich machte die Vollelektrifizierung für viele niederösterreichische Haushalte besonders attraktiv. Der „Kochstrompreis“ wurde damals um 8 Prozent auf 8 Reichspfennig pro Kilowattstunde, der „Nachtstrompreis für Heißwasserspeicher“ um 33 Prozent auf 4 Reichspfennig herabgesetzt. Die Anschluss- und Überprüfungsgebühren wurden im Zuge einer Werbeaktion beseitigt, die Kosten von Hausanschlüssen auf die Hälfte gesenkt. Durch die Reichstarifordnung von 1941 wurde Klarheit (nach dem vorherigen Wirrwarr) in die künftigen Tarife gebracht. Das Nichterkennen der Wichtigkeit von Speicherkraftwerken, durch welche auch im Winter Strom geliefert werden kann, brachte im Nachhinein gesehen enorme Nachteile für die NEWAG ein.
Durch die Zerstörung elektrischer Anlagen als Folge des Zweiten Weltkriegs brach z. B. 1945 mehrmals am Tage der „Lastverteiler“ zusammen, da nur ein Viertel der benötigten Strommenge zur Verfügung stand!
Die Energieerzeugung/Energieverteilung wurde auf den ersten Platz der wichtigsten Unternehmungen gereiht und konnte daher weit schneller expandieren als die meisten anderen Wirtschaftszweige.
Die in der russischen Besatzungszone befindlichen 300 Industrieunternehmen und 140 landwirtschaftlichen Betriebe sowie die DDSG wurden in den mit USIWA bezeichneten Konzern eingegliedert, der im November 1947 auf USIA (Abkürzung für: „Uprawlenje Sowjetskim Imuschestwom Awstrij“, was auf Deutsch „Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Österreich“ bedeutete) umbenannt wurde.
1955 erfolgte die Rückgabe dieser Betriebe an Österreich durch Zahlung von beträchtlichen Reparationen (Kriegsentschädigungen zugunsten des Siegers).
Die aus dem Krieg wohlbekannten einschneidenden Stromsparmaßnahmen in den Wintermonaten mussten also auch im Nachkriegsösterreich vorerst aufrecht bleiben; es fehlte nämlich an Brennstoffen, und auch das Wasserdargebot war damals zu gering. So rächte sich der Umstand, dass in der nationalsozialistischen Ära der Bau insbesondere von Speicherkraftwerken vernachlässigt worden war, was für die ausreichende Stromversorgung im Winter ausschlaggebend gewesen wäre.
Mit dem Inkrafttreten des Zweiten Verstaatlichungsgesetzes am 11. Mai 1947 (Bundesgesetzblatt 81 vom 10. Mai 1947) wurde die NEWAG zur Landeselektrizitätsgesellschaft erklärt; damit wurde ihr die Aufgabe der Alleinversorgung von Niederösterreich und des nördlichen Burgenlandes mit elektrischer Energie übertragen.
Die Bemühungen der Bundesregierung von 1945, den Wiederaufbau durch „Industrieplan“ und „Kreditlenkungskommission“ sinnvoll voranzutreiben, wurde durch ausländische Wirtschaftsmassnahmen unterstützt; das war vor allem die ERP-Hilfe (das 1947 von George C. Marshall vorgeschlagene und 1948 beschlossene amerikanische „European Recovery Program“ für die besiegten Staaten Europas hat vor allem die Investitionslust wesentlich geschürt).
Mit Ende 1953 wurden die letzten Stromsparmaßnahmen im Nachkriegsösterreich aufgehoben.
1979 war der DoKW-Anteil (Donau-Kraftwerke) der NEWAG im Zuge der Finanzierung der Verluste der Verbundgesellschaft aus der Nichtinbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf erstmals von 85 auf 54,4 Millionen Schilling gesunken.
Trotz weiter steigenden Stromverbrauchs erlitt die NEWAG im Jahre 1959 erstmals seit ihrer Gründung einen empfindlichen Aderlass in ihrem Anlagenbestand; aufgrund eines Bescheides der Burgenländischen Landesregierung vom 27. Februar 1947 – basierend auf dem Zweiten Verstaatlichungsgesetz – wurden sämtliche elektrizitätswirtschaftlichen Einrichtungen der NEWAG Burgenland enteignet; erst viel später einigte man sich über die Entschädigungen für die dem NEWAG im Zugriff entzogenen Anlagenwerte.

Am 29. September 1954 wurde die „Niederösterreichische Gasvertriebsgesellschaft m. b. H.“ (NIOGAS) mit Sitz in Wien gegründet. Die Gründung der NIOGAS in jener politisch bewegten Zeit musste angesichts der damals noch aufrechten Besetzung Österreichs durch die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und wenige Monate vor Abschluss des österreichischen Staatsvertrags als besonderes Wagnis erscheinen. Am 1. Juli 1956 wurde das Unternehmen in die „NIOGAS Niederösterreichische Gasvertriebs-Aktiengesellschaft“ umbenannt und mit 13. Mai 1963 erfolgte die Umbenennung in „NIOGAS Niederösterreichische Gaswirtschafts-Aktiengesellschaft“.
1960 bis 1963 entstand u. a. in der „Südstadt“ auch das siebengeschossige, auf Betonsäulen ruhende, 140 m lange, 14 m breite und 32 m hohe Verwaltungsgebäude der NEWAG/NIOGAS.
Die Energiekrise von 1973/74 war nach übereinstimmender Ansicht der Fachleute eher eine Energiepreiskrise.
Die Volksabstimmung vom 5. November 1978 über die Inbetriebnahme des fast fertig gestellten Kernkraftwerks Zwentendorf endete mit einem knappen NEIN!
Die Müllner-Affäre traf die NEWAG/NIOGAS finanziell sehr hart, aber vor allem der Imageverlust war enorm und es dauerte fünf Jahre bis zur deren endgültigen Behebung. Dem damaligen NEWAG-Generaldirektor Viktor Müllner wurde bei der Urteilsverkündung am 12. Juli 1968 wegen Missbrauchs der Amtsgewalt sowie Untreue in mehreren Fällen zu 4 Jahren schweren Kerkers, verschärft durch einen vierteljährlichen Fasttag verurteilt. Müllner hat aber aus Krankheitsgründen (?) seine Strafe nie angetreten! Auch anstelle der gerichtlich auferlegten Schadenersatzzahlungen von je 10 Millionen Schilling an die NEWAG und das Land Niederösterreich wurde nur laut „trend“ mittels eines 10.000 Schilling-Postsparbuches die NEWAG „abgegolten“ (wie schon oft gehabt sind sie nachher krank und „bankrott“ – Pallas Athene schau runter)!
Der NEWAG-Block Dürnrohr trat an die Stelle des seit 1976 projektiert gewesenen, etwa gleich starken Gas-Dampf-Kombi-Wärmekraftwerks Bergern (in der Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf befindlich), welches aus Anrainerprotesten nicht gebaut wurde!
Die NEWAG beteiligte sich durch Baukostenzuschüsse 1979 am Donaukraftwerk Melk mit 12 Prozent an der Gesamtleistung des Kraftwerkes, welches 1982 in Betrieb ging.
Am 1. Jänner 1986 erfolgte die Fusion NEWAG und NIOGAS.
Die im Jahre 1949 begonnene Vollelektrifizierung des ländlichen Raumes in Niederösterreich konnte 1988 endgültig abgeschlossen werden, sodass die Petroleumlampen damit ausgedient hatten.
Die Umbenennung zur „EVN Energie-Versorgung Niederösterreich Aktiengesellschaft“ erfolgte mit Jahresbeginn 1988. Die Kurzbezeichnung „EVN“ steht auch für die Zweitbedeutung „Energie vernünftig nützen“!
Dank des langjährigen Generaldirektors Dr. Rudolf Gruber konnten gewisse „Altlasten“ der NEWAG/NIOGAS behoben und das Unternehmen zu neuen Höhenflügen geführt werden.
Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme abzugeben. Watt mal Sekunde = Joule, 1.000 Watt = 1 Kilowattstunde (KWh), 1 Megawattstunde (MWh) = 1.000 KWh, 1 (GWh) Gigawattstunde = 1,000.000 KWh, 1 Terawattstunde (TWh) = 1.000,000.000 KWh.
Volt (nach Alessandro Graf Volta, italienischer Physiker, benannt) sind beim „Lichtstrom“ 240 (V) bzw. 400 (V) beim „Kraftstrom“ (früher 220 bzw. 380 Volt). Die elektrische Spannung ist die jeweilige Potentialdifferenz (Gewitterblitz 1 Milliarde Volt).
Die elektrische Stromstärke ist die Summe an elektrischen Ladungen, welche in einer bestimmten Zeitspanne durch den Querschnitt eines Leiters fließt und wird in Ampere (A) gemessen (benannt nach André Marie Ampère, französischer Mathematiker und Physiker).
Elektrische Leistung wird in Watt (W) angegeben.