Ziegelschlagen
Männerarbeit: Das Material (Lehm) wurde vom Tonlager auf die Gstättn (Gelände zum Zwischenlagern von Lehmmaterial) geführt. Der Ton mußte im Winter ausfrieren und wurde vom Schnee und Regen durchnässt; somit war er im Frühjahr gut knetbar. Männer brachten den Lehm in Scheibtruhen (die zur damaligen Zeit aus Holz mit Holzrädern bestanden) dann zum Schlagtisch.

Bild entnommen aus: Ziegelwerke in Guntramsdorf 1618–1918, Seite 8; Autor Herr Ernst Wurth Guntramsdorf
Frauenarbeit: Die Ziegel wurden von den Frauen in eigene Formen geschlagen.
Eine gute Arbeitspartie brachte es bis zu 1.500 Ziegel im Tag! Mit einem sogenannten Streichbrett wurde der Lehm in die Form geschlagen. Schließlich wurde mit diesem Brett der Lehm glatt gestrichen. Auf der Rückseite der gebrannten Ziegel sieht man oft noch die Streifen von diesem Glattstreichen.
Zuerst wurde vom „Sandler“ (das waren Leute, die man zu keiner anderen Arbeit gebrauchen konnte) in die leere (hölzerne) Form Wellsand gestreut, damit der Lehm in der Form nicht haften blieb.
Die Ziegel wurden aus den Formen herausgestürzt und von den Kindern flach auf den Boden gelegt. Später auf die Schmalseite aufgestellt, um so das Trocknen zu erleichtern. Erst der übertrocknete Ziegel kam in den Trockenschuppen. Je nach Witterung blieb er hier 4 bis 6 Wochen, dann trat er erst die Reise in den Ringofen an.
Der sogenannte „Einscheiber“ vollbrachte diese Tätigkeit mit einem Schubkarren (diese waren anders gebaut, wie die Scheibtruhen).
Nach dem etwa eine Woche dauernden Brennvorgang, holte der „Ausscheiber“ die Ziegel wieder ans Tageslicht und bekam dafür einen höheren Lohn (durch den noch sehr warmen Ofen, mußte dieser auch mehr trinken als alle anderen Beschäftigten).

Der herrschaftliche Ziegelofen (im Ortsteil Mösel) mit Trockenschuppen wie er in etwa ausgesehen haben dürfte – nach den Erinnerungen von Frau Elisabeth Heussenstamm, gemalt von Herrn Anton Funiak im Juli 2003
Ziegelformat: Das Format der Ziegel war ursprünglich sehr verschieden.
Die Maße waren jedoch immer so gewählt, dass sie einander ergänzten (zwei Mal die Dicke ist ein Mal die Breite, zwei Mal die Breite ist ein Mal die Länge).
Es wurde nicht nach der Arbeitszeit, sondern nach den fertig gebrannten und brauchbaren Ziegeln bezahlt! Dazu hatten einige Werke sogar für ganze Arbeitspartie eine Nummer, die im Model befestigt war. So verhinderte man, dass die guten Ziegel von einer Partie zur anderen „wanderten“. Wer also beim Schlagen und Auflegen oder Verladen schlampig war, der verdiente weniger.
Gute Arbeit wurde gut bezahlt und daher war es notwendig, genau und rasch zu arbeiten.
Teilentnahme aus: Ziegelwerke in Guntramsdorf 1618
Links erhabene Krone, rechts vertiefte

Ziegel mit kleiner Krone



Herrschaft Zelking mit anders gestalteter Krone
Links Herrschaft Zelking (Krone oben), rechts Zelking Herrschaft
(Buchstaben verkehrt in der Model besfestigt ?) – Krone zwischen dem Z und H

AHZ = Allod Herrschaft Zelking (Herrschaft als freies Eigen).


Abdeckziegel für Gartenmauern (links für die Mauer, rechts für die Pfeiler)
Ziegelbüchel von 1851
(Links) 2. Innenseite und rechts letzte Eintragungsseite (= Auflistung der gebrannten Ziegel)
Die (römische) Ziffer 1 bedeutet, dass 19.650 Ziegel der „Schlagpartie I“ zwischen dem 29. Juli und 2. September und die (römische) Ziffer 2, dass 10.300 Ziegel der „Schlagpartie II“ gebrannt wurden
Ziegelbüchel von 1852
Für die Abfuhren vom Matzleinsdorfer Ziegelofen, für Herrn Baumeister Schega (?) nach Krems
(Links) 2. Innenseite und rechts letzte Eintragung (= Auflistung der gebrannten Ziegel)
Von der „Schlagpartie I“ wurden zwischen dem 11. Juni und 17. Juli 20.000 Ziegeln, von der „Schlagpartie II“ aber 25.000 gebrannt
„Pflasterziegel“ der Herrschaft Melk. Beschreibung entnommen aus: Denkmalpflege in Niederösterreich – Lehm und Ziegel, Nr. 5/2008, Band 39, Seite 23. Ein Beitrag von Altabt Burkhard Ellegast (Stift Melk)
„Wickelbaum“ mit Holznägel
Eine ältere Holzkonstruktion (bevor man die Baumstämme kantig schneiden konnte) war der „Wickelbaum“. Hier wurden entrindete Rundhölzer mittels Lehm und Stroh umwickelt (daher der Name). Diese Umantelung brachte schon einen ganz geringen Feuerschutz und war auch gleichzeitig Putzträger. Die Rundstämme wurden mittels Holznägel (mittig) verbunden um so die Tragfähigkeit zu erhöhen.
Beim Umbau am Haus Pöchlarnerstraße Nr. 16 war noch so eine „Technik“ im Bereich der „alten Stube“ vorhanden. Auf dieser „Wickelbaumdecke“ befand sich ein meist um die 20 cm hoher „Feuerschutz“, der aus unbrennbarem Material (= Schutt), bestand. Darauf befanden sich Ziegelabdeckungen aus ca. 20 x 20 cm großen Ziegelformaten.
Als am 4. September 1874 beinahe die ganze Häuserzeile der heutigen Pöchlarnerstraße abbrannte (alle Dächer der Häuser waren damals nur mittels Stroh gedeckt gewesen), hielt vermutlich diese „Wickelbaumdecke“ einen Zimmerbrand ab, da man keine angekohlten Rundhölzer fand. Im Mauerwerk (beim Stemmen für ein Auflager der zu betonierenden Decke) dagegen befand sich wohl ein angekohlter Rest, vermutlich von einem Sparren.
Entnommen aus: Helga Papp, Die ehemaligen Ziegelöfen des Gerichtsbezirks Ravelsbach, in: Wiener Ziegelmuseum, Heft 9/10, 1994, Seite 159