Matzleinsdorf

Matzleinsdorf (Ort)


Matzleinsdorf (Ort)
KG-Nr. 14141
4,59km²

 


Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf – Politischer Bezirk Melk

Das Straßendorf liegt westlich der Stadt Melk und scheint bereits 1112 als Macelinisdorf urkundlich auf.

 
 

(*) Ein Macili (1. Gründer oder Besitzer) scheint 991/994 bei Verhandlungen unter dem Markgrafen Leopold I. dem Erlauchten und 1115 unter Leopold III. dem Heiligen als Zeuge auf und soll eine Gründung aus der Babenbergischen Herzogszeit sein. Matzleinsdorf ist (nach L. G. Ricek, Wien, 1912, Seite 112) eine Zusammensetzung von Matz (**), Matzo, Matzlein, Mazili, Macelinus, Maeczleinsdorf (* zusammengestellt vom ehemaligen Volksschuldirektor Franz Jell; ** Diminutionsform).


Blick vom ehemaligen Gasthof Hahn Richtung Pfarrkirche (das Haus in der Bildmitte wurde wegen Neubauten abgerissen)


Die KG Matzleinsdorf befindet sich auf 237m über dem Meeresspiegel am Ende vom Melktal gelegen.

 

Kolorierte Ansichtskarte um 1900
Die Beschreibung: (oben) Villa Heussenstamm, Schloss Harrach  und Teile des Ortes; darunter: Parthie (= Partie) im Blumenthal (so wurde früher der Ortsteil anstatt Mösel, genannt) und der Turm der Pfk, mit dem Gebäude der ehem. Volksschule

 

(*) Ein Dorf von 52 Häusern, und zugleich eine Herrschaft, wovon Melk die nächste Poststation ist.

Kirche und Schule befinden sich hierselbst, im Decanatsbezirke Melk. Das Patronat darüber besitzt das Stift Melk, Landgericht, Orts- und Conscriptionsobrigkeit ist Zelking; als Grunddominien sind bezeichnet Zelking, Melk und Peilenstein zu St. Leonhard am Forst.
Der Werbkreis gehört zum 49. Linien-Infanterie-Regiment.
In 60 Familien leben 166 männliche, 169 weibliche Personen und 40 schulfähige Kinder; diese halten einen Viehstand von 23 Pferden, 22 Ochsen, 84 Kühe, 180 Schafe, 4 Ziegen und 180 Schweine.
Die Einwohner sind Landbauern mit einer guten Grundbestiftung, und den nöthigen Handwerkern versehen; sie treiben den Körnerbau von Weizen, Korn, Gerste und Hafer. Nebstdem haben sie die für den Hausbedarf nöthige Viehzucht mit Anwendung der Stallfutterung, und eine Obstpflege in ihren Hausgärten.
Matzleinsdorf liegt eine halbe Stunde von Zelking, am Wege nach Melk in einer anmuthigen thalförmigen Gegend, am linken Ufer der Melk, eine Viertelstunde von der Linzerpoststraße links abwärts, und eine halbe Stunde von Oehrnding entfernt. Der Ort besteht in einer in mehreren Krümmungen sich hinwendenden Haupt= und kleineren Nebengäßchen. In der zur Kirche sanft bergan laufenden Gasse, wo das herrschaftliche Schloß und das Amtshaus stehen, ist nur eine einschichtige Häuserreihe, welcher gegenüber Gärten liegen.
Das Schloß ist ein neugebautes modernes Gebäude mit einem Stockwerke und hübschen Gemächern.

Das ehemalige Amtshaus (in Fahrtrichtung Zelking gesehen;
Wohnung der
letzten Gräfin im Melktal, Frau Elisabeth Heussenstamm
mit dem an der schmalseitigen Fassade befindlichen Heussenstammwappen)

 

 

N
ebenan steht in der Häuserreihe das ältere Amtshaus, ebenfalls mit einem Stockwerke, die Kanzlei und Wohnungen der Beamten enthaltend. Rückwärts diesem, so wie dem Schlossgebäude, liegt der große schöne herrschaftliche Garten. Ueber die Melk sind nur Stege vorhanden, da die wenigen Auen und Wiesengründe, welche jenseits derselben bis zu einer waldigen Anhöhe sich erstrecken, keine eigene Brücke zur Verbindung erfordern.

Von Matzleinsdorf aus, führen drei Straßen, die eine in südlicher Richtung nach Zelking, zwei stehen in Verbindung mit der Linzer= Poststraße, die eine in westlicher, die andere in nordöstlicher Richtung, gegen Melk hin.

   
Ungarische Briefmarke mit der Abbildung einer Postkutsche der damaligen Zeit und die österreichische Ausgabe aus Anlass der WIPA 2008 (gemeinsam mit der Tschechoslowakei)
„Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Post AG

Die Kirche liegt nebst dem Pfarrhofe vor allen übrigen Gebäuden des Ortes am erhabensten. Diese ist zu Ehren des heiligen Apostels Bartholomäus geweiht, und besteht aus einem kleinen Gebäude eines alten Presbyteriums und in den neuerer Zeit hinzugebauten Schiffe. Ersteres besteht in einem gedrückten Gewölbe, und letzteres sieht einem viereckigen Saale mehr, als einem gewöhnlichen Kirchenbau ähnlich. Und ist nur gewölbartig verschallet.
Dieses kleine Gotteshaus enthält nur einen Hoch= und Seitenaltar, der heiligen Maria geweiht. Der Hochaltar hat ein Altarbild, welches in Lebensgröße den heiligen Apostel Bartholomäus darstellt, in einer Hand ein Messer haltend, als Sinnbild seines Martertodes. Im Hintergrunde ist seine grausame Peinigung fast nur scizzirt angegeben. Der Maler Bartholomäus Altomonte, ein Sohn des berühmten Martin Altomonte (eigentlich Hohenberg), hat das Bild verfertigt, wie eine Inschrift in der Mauernische hinter dem Bilde es besagt. Ueberdieß sind zu beiden Seiten des Bildes zwei Säulen aus Holz und marmorirt, ferner zwei Statuen des heiligen Petrus und Paulus, von Holz und vergoldet, dann einige vergoldete Arabesken (Pflanzenornamenten) und Engelsköpfchen. Merkwürdigkeiten sind sonst keine vorhanden.

Hierher gehört außer Matzleinsdorf auch die Filialkirche Mayerhofen sammt 4 Häusern, und der Ort Bergern, beide eine kleine halbe Stunde entfernt. Der Gottesdienst wird von einem eigenen Pfarrer versehen, welcher ein Priester vom Benedictinerstifte Melk ist. Der seit undenklichen Zeiten bestehende Leichenhof ist rings um die Kirche angebracht.
Vor Zeiten war die hiesige Pfarre für sich, und es sind nach Urkunden vom Ende des XV. und Anfang des XVI. Jahrhunderts vorhanden, welche dieses beweisen. In dieser Zeit aber wurde selbe aber mit der Pfarre Melk vereinigt, bis im Jahre 1783 Matzleinsdorf wieder einen für sich bestehenden Seelsorger erhalten hat, welcher vom Stifte Melk exponirt wird.
(Nach der gütigen Auskunft des hochwürdigen Herrn Pfarrers, Gabriel Reininger).

Der Ort Matzleinsdorf ist vom hohen Alter und gab einem adeligen Geschlechte den Namen, wovon Otto von Metzleinstorff im Jahre 1276, Eberhard 1312, und Urschach von Metzleinstorff im Jahre 1349 bekannt wird. Diese Familie mag noch länger das Gut besessen haben, da erst im Jahre 1449 Wolfgang Khienberger und im Jahre 1504 ebenfalls ein Wolfgang Khienberger erscheinen. Nach diesen erscheinen noch folgende Besitzer in dem n. ö. ständischen Gültenbuche. Im Jahre 1542 Christoph Straub; im Jahre 1610 Urban Hörsdorfer und Anton Capeller, als die Straubischen Erben; im Jahre 1633 Hans Aeschinger; im Jahre 1638 Christoph Ernst Neumohn von Altenberg, durch Heirath von seiner Frau Ursula, verwitwete Aeschinger; im Jahre 1652 Andrä Manner, durch Kauf; und im Jahre 1652 Andrä Hans Joachim Graf von Sinzendorf, welcher diese kleine Herrschaft mit jener von Zelking vereinigt, bei welcher solche sich noch befindet.
Hier in Matzleinsdorf ist der Amtssitz der Herrschaft Zelking
(Seite 147150).
(* Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens. Elfter Band, Viertel Ober=Wienerwald. Wien 1838
)

 

(*) Zwischen 1112 und 1121 erhielt Bischof Heinrich von Freising zwei Huben im Dorfe Ardachari (Ardagger), einen Weingarten samt Zehent in Matzleinsdorf und eine Hube zu Grin tauschweise vom Bischof Ulrich von Passau für das Dorf Sewarn (Sebarn bei Grafenwörth), welches dieser dem von ihm errichteten Stift St. Georgen zuwendete (Hube 25 bis 30 Joch, ein Joch sind 57,55 Ar, 1 Ar = 100m², Zehent – Abgabe eines Zehntels der Ernte an die Kirche).

Der Name des Ortes leitet sich vom Personennamen „Mäzlein ab, und wird bereits 1117 genannt.

 


Teilansicht des Ortes mit Blickrichtung Ruine Zelking

 

Im Gefolge der Herren von Zelking scheint in der zweiten Hälfte vom 13. Jahrhundert ein Matzleinsdorfer auf. Die Mitglieder der Ritterfamilie Loer nennen sich nach dem Ort. Ab ca. 1450 sind die Ritter Kienberger hier ansässig. 1529 ist Jans Paltram bezeugt und 1542 der Melker Klosterhauptmann Christoph Straub. Später wechseln sich die Inhaber rasch nacheinander ab. Von den Starhemberg zu denen von Hardegg, dann an den Melker Klosterhauptmann Anton Capeller, durch gerichtliche Exekution an den St. Pöltner Stadtrichter Johann Aschinger, an die westfälische Familie Manner, dann zu den Walterskirchen. 1694 erwarb Graf Johann Joachim von Sinzendorf das Schloss und vereinte es dann mit Zelking. Das etwas vom Schloss abgesetzte „Amtshaus
(Wohntrakt der Gräfin Elisabeth Heussenstamm), wurde schon früher (als der
„Edelhof erbaut). Im Amtshaus befand sich bis 1848 die herrschaftliche Kanzlei, der Arrest und das Archiv (in den Kriegswirren und in der Besatzungszeit (?) sind leider die vorhanden gewesenen Archivbestände verloren gegangen).

1683, in der Zeit der 2. Türkenbelagerung Wiens, wurde der Ort  durch Feuer völlig zerstört.
Im 17. Jahrhundert brannte der Ort fünf Mal – zum Teil gänzlich ab, wurde aber immer wieder aufgebaut (Seite 36).
(* Entnommen aus: Sagenhaftes Melktal, 2003)

 
 
Das ehemalige „Amtshaus“ (in Fahrtrichtung nach Melk gesehen)
 
 
(*) Älter als dieser Bau (Schloss/„Edelhof“) dürfte das durch eine Baulücke abgetrennte „Amtshaus“ der ehemaligen Herrschaft sein. Nimmt man einen 1-geschossigen Hoftrakt entlang der Schlossterasse hinzu, kann man von einem gegen Osten offenen Dreiseithof sprechen. Zweigeschossig sind ein langer Straßentrakt und ein mit ihm im Obergeschoß verbundesnes Gebäude mit 3-schiffigen Pfeilerhallen im Erd- und Obergeschoß.
In dem Amtshaus neben dem Schlosse befand sich bis 1848 die herschaftliche Kanzlei, der Arrest und das Archiv (Seite 149/150).
(* Entnommen aus: Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser
Dunkelsteinerwald, 1973)